Der Markt ist ohne gar nicht mehr vorstellbar, auch wenn wir uns das sicher so nicht gewünscht haben: Microstock-Agenturen haben sich in Windeseile ihren Platz ergattert. Diese Woche öffnet gar die erste Fachmesse für Microstock-Agenuren ihre Pforten in Berlin.
Es ist die Zeit der knappen Kassen und so manche Kommunikationsidee ist sicherlich durch Microstock-Bildmaterial prima umzusetzen, doch: ist das gesund? Ob und wie man von Microstockfotografie leben kann, dokumentiert der Fotoproduzent Robert Kneschke in seinem Blog „Alltag eines Fotoproduzenten“. Auf seine Art wirklich bemerkenswert.
Wir wollen Microstock jetzt gar nicht so negativ bewerten, wie es vielleicht rüberkommt, dennoch fragen wir uns, wohin die Reise geht. Die Qualität der Fotos ist eindeutig in den Hintergrund getreten, die Würdigung von professioneller Fotografie ebenfalls. Aber der Markt fordert es und so hat Bruce Livingstone im Jahr 2000 mit iStockphoto einen goldenen Stein ins Rollen gebracht – zumindest für sich und die anderen Microstockagenturen, die sich seither etabliert haben. iStockphoto wurde 2006 für $ 50 Mio. von Getty gekauft, andere Übernahmen (wie z. B. Veer durch Corbis oder crestock durch Masterfile) sind seither gefolgt. Seither verschwimmen die Grenzen. Wer im Macrostock nicht gut performed, wird eben in den Microstock degradiert. Teure RF-Bilder werden parallel auf Thinkstock zu Microstock-Preisen und –lizenzen angeboten. Und umgekehrt wandern erfolgreiche Bilder und Kollektionen in den Macrostock, sobald sie sich auffällig gut verkaufen. So ist das Geschäft mit Bildern extrem unübersichtlich und unberechenbar geworden.
Naürlich haben Microstock-Agenturen auch ihre Vorteile. Sie bieten einen schnellen und preisgünstigen Zugriff auf gewaltige Bilddatenbanken und schützen so vor Missbrauch oder Bildklau im Netz. Wer bei einem 5-Euro-Bild noch das Wasserzeichen rausstempelt, ist selber schuld. Außerdem bieten die Microstocks auch Amateurfotografen eine professionelle Plattform. Und das Mitmischen von Größen wie Getty oder Corbis machte das Ganze hoffähig. Doch inzwischen werden keine Geschäftszahlen mehr veröffentlicht. Liegt es daran, dass das rasante Wachstum vorbei ist? Oder werden die ersten Börsengänge vorbereitet? Wir sind gespannt.
Neben den großen ist auch noch Platz für kleinere Microstockagenturen wie Shotshop in ihrer qualitativen Bildauswahl hervorzuheben. Hier finden gute Produktionen von Amateurfotografen ihren Platz, einige etablierte Künstler bieten hier ein Zweitportfolio an. Auch tun sich wieder neue Portale auf – wie zum Beispiel pond5.com.
Ja, und dann jetzt diese Fachveranstaltung in Berlin, die Microstockexpo. Was das wohl wird? Die Bildbeschaffer werden das natürlich beobachten.
Bei alledem: Wir Bildbeschaffer arbeiten auf sehr pragmatische Weise mit Microstocks. Viele Projekte lassen sich mit Macrostock-Bildern nicht realisieren. Die unglaubliche Masse an Bildern erhöht die Trefferquote. Wenn die Microstock-Basis-Lizenzen nicht ausreichen, kümmern wir uns um die nötigen Erweiterungslizenzen – zum Beispiel für die konzernweite Nutzung. Ist ein Abo sinnvoller als einzelne Downloads? Und wir beobachten genau, wohin die Reise geht.
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